Gemeinsam unterwegs !
Dies war das Motto der zweitägigen Jahresfortbildung 2022, die der Hospizverein Werdenfels am 22.04.-23.04.2022 im Bildungshaus St. Martin in Bernried am Starnberger See abhielt und die sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Kommunikation beschäftigte.
Sechsundzwanzig Ehrenamtliche kamen nach Bernried, um zusammen mit dem Vorstand Elija Bleher, Marianne Müller und Dr. Meierhofer sowie den hauptamtlichen Koordinatorinnen des Vereins Silvia Hübner, Susanne Mejdrech und Martina Mayer Gemeinschaft zu erleben, sich auszutauschen und neue Impulse in der Kommunikation zu erhalten.
Als Referentin und Referent konnten Frau Dr. Sabine Holzschuh, Bildungsreferentin, Trauerbegleiterin und Dozentin für Perimortale Wissenschaften an der Universität Regensburg sowie Herr Dr. Wolfgang Holzschuh, Referent für Trauerpastoral, Supervisor, Coach und Diakon gewonnen werden.
Nach einer kurzen Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden des Hospizvereins, Herrn Dr. Johannes N. Meierhofer, begann gleich am frühen Freitagnachmittag die Sacharbeit. Im Zentrum des Nachmittags stand die Vorstellung des Modells der personenzentrierten Gesprächsführung nach Karl Rogers, einem namhaften amerikanischen Psychologen und Psychotherapeuten (1902-1987), der mit seinem humanistischen Ansatz der nicht-direktiven Gesprächstherapie seine Patentinnen und Patienten dabei unterstützen wollte, selbst zu Experten ihrer Problemlösung zu werden und ihre Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
Frau und Herr Dr. Holzschuh machten zu Anfang ihrer Ausführungen deutlich, dass es sich bei den Ideen von Karl Rogers weniger um eine Technik der Gesprächsführung als vielmehr um die Beschreibung einer inneren Haltung handelt. Getragen wird sie von Respekt und Wertschätzung für das Gegenüber und durch die Überzeugung, dass jeder Mensch einen heilen Kern hat, der ihn dabei unterstützt und ihn dazu befähigt, seinen eigenen Weg zu finden.
Anders als bei der Alltagskommunikation, bei der nach Art eines Ping-Pong-Spiels Meinungen, Bemerkungen oder Argumente ausgetauscht werden, geht es im Falle der patientenorientierten Gesprächsführung darum, sich in den Gesprächspartner einzufühlen, ihm Raum für seine Überlegungen zu geben, die Welt mit seinen Augen zu sehen und ihn dabei zu unterstützen, seinen Weg zu finden und auf diesem Weg der Selbstklärung keine Lösungsansätze von außen anzubieten, sondern als Resonanzboden und Landefläche für die Gefühle und Bedürfnisse des Gegenübers zu dienen.
Es liegt auf der Hand, dass diese Art der wertschätzenden, Selbstheilung schaffenden Kommunikation auch eine hervorragende Anleitung für die Begleitung sterbender Menschen darstellt. Sie bietet Raum für die Selbstreflexion des Sterbenden und ermöglicht ihm ein Abschiednehmen in Frieden und in Übereinstimmung mit sich selbst.
Dem Hospizbegleiter verlangt die Rolle als wertschätzender Zuhörer ein großes Maß an Empathie, Authentizität und Sensibilität ab. So war es sehr wichtig, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fortbildung im zweiten Teil des Seminars ausreichend Zeit hatten, sich durch viele praktische Übungen noch stärker mit der an den Bedürfnissen von Menschen in der letzten Lebensphase orientierten Gesprächsführung vertraut zu machen.
Voller neuer Eindrücke und Impulse begaben sich die Seminarbesucherinnen und -besucher am späten Samstagnachmittag auf den Heimweg. Es begleitete sie die Erkenntnis, tatsächlich gemeinsam unterwegs zu sein bei der Zusammenarbeit im Verein und im Bemühen, den sterbenden Menschen, die den Hospizverein Werdenfels um Hilfe bitten, im Sterbeprozess die Begleitung und die Anteilnahme zu geben, die sie sich erhoffen.
Ein herzliches Dankeschön an alle, die diese intensive und bereichernde Fortbildungsveranstaltung ermöglicht und gestaltet haben. Besonders bedanken wir uns beim Vorstand, der an beiden Tagen anwesend war und sich mit seiner Expertise in die Diskussionen eingebracht hat, bei unseren Hauptamtlichen, die die Hauptlast der Vorbereitung und Organisation der beiden Tage getragen haben, bei den beiden Referentinnen/-referenten, die uns so klug und kenntnisreich in den beiden Tagen begleiteten, bei Uschi Schweighöfer, die uns mit ihrem köstlichen legendären Eierlikör verwöhnte, bei unseren hervorragenden Musikerinnen, bei unserem professionell arbeitenden Kameramann Wilfried Gottschlich, der nicht nur viele schöne Fotos geknipst, sondern auch unsere Signalgruppe initiiert und gemeinsam mit dem Öffentlichkeitsteam unsere neue Homepage so professionell entworfen hat, bei dem Personal des Bildungshauses St. Martin, das uns bestens versorgte und überhaupt bei allen, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben.
Bericht: Angelika Geiger-Küpper, Hospizbegleiterin